Informationen stehen heute im Überfluss zur Verfügung. Und nie zuvor haben wir tatsächlich so viele Informationen „konsumiert“ wie wir es heute täglich tun. (Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ein US-Bürger täglich durchschnittlich 100.000 Begriffe „konsumiert“.) Doch trotz allem Überfluss: Wir sind heute nicht produktiver als im 20. Jahrhundert.
Den Begriff „information overload“ benutzte erstmals Alvin Toffler in seinem Bestseller „Future Shock“ aus dem Jahr 1970. Wikipedia bezeichnet die Informationsüberflutung bzw. den Information Overload als „den Zustand einer Person, zu viele Informationen zu einem Thema zu besitzen, um eine Entscheidung treffen zu können“. Heute gehört Information Overload auch hierzulande zur gängigen Ausdrucksweise. Mehr noch: Es ist ein heiß diskutiertes Thema. Die Informationsflut ist größer denn je, lähmt die Entscheidungsprozesse – und kostet Unsummen. Eine amerikanische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass US-Firmen die Bewältigung der Informationsflut jährlich 650 Milliarden Dollar kostet.
In dieser schnelllebigen Welt, in der wir stets „connected“ und online sind, gehen uns aber die so wichtigen „kreativen Pausen“ verloren. Momente ohne Zeitdruck, in denen unser Geist frei umherwandern und auch mal um die Ecke denken kann. Denn dies ist der notwendige Nährboden für die zündende Idee oder den berühmten Aha-Effekt.
Information Overload kann sogar krank machen. Und zwar je eher, desto mehr man versucht, wirklich all die Informationen zu verarbeiten, die uns via PC, Smartphone und anderen Kanälen erreichen. Der niederländische Autor Guus Pijpers hat das in seinem Buch „Information Overload“ sehr gut beschrieben.
Kein Problem? Dann gehen Sie doch mal auf Info-Entzug.
Für eine weltweite Studie haben Studenten einen Tag lang auf Handy, Internet und Fernsehen verzichtet. Die Folge: Langeweile, Fressattacken, Unbehagen. Die Studie, die von der Universität Maryland und der Salzburg Academy on Media & Global Change durchgeführt wurde, konstatierte bei rund 20 Prozent der Teilnehmer sogar regelrechte Entzugserscheinungen. Zehn Prozent berichteten von dem „Gefühl, isoliert und abgehängt zu sein“.
Zweifellos ein extremes Beispiel. Gesucht ist der Weg, mit der Informationsflut richtig umzugehen!
Aber wie nun den Information Overload stoppen?
Man könnte ja glauben, dass die Menge an Informationen das Problem ist. Einfach ausgedrückt: Wir alle produzieren zu viele Informationen und immer mehr Menschen können mit dem Information Overload nicht mehr umgehen.
Clay Johnson ist da anderer Ansicht. In seinem Buch „The Information Diet“ beschreibt er, wie wir täglich rund elf Stunden Informationen konsumieren – manche sogar mehr. Johnson vertritt die Auffassung, dass unser Problem nicht die Menge an Informationen ist, sondern unser Konsumverhalten. Er verdeutlicht das anhand des Vergleichs mit dem Phänomen des Übergewichts in unserer Gesellschaft: Für dieses Problem machten wir auch nicht die Lebensmittel verantwortlich, sondern unsere Essgewohnheiten. Analog sollten wir nach Johnson auch mit dem Information Overload umgehen. Johnsons Vergleich illustriert auch ein kurzes Video:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=lNFNOSzik14
Gewusst wie: Fünf Schritte, wie Sie den Information Overload beherrschen.
Johnson macht exzellente Vorschläge, um der Situation Herr zu werden. Hier sind die wichtigsten fünf Schritte.
1. Schritt – Bestandsaufnahme. Wie so oft, ist es auch hier eine gute Idee, erst einmal eine Messlatte aufzustellen, bevor man seine Gewohnheiten ändert. Versuchen Sie also, eine Idee davon zu bekommen, wie viel Information sie konsumieren. Hierzu zählen Sie die Informationen, die Sie absichtlich aufnehmen. Also alles, was von Ihnen das Drücken eines Ein-/Ausschalters, blättern, umschalten, aktives Zuhören oder einen Klick erfordert. Am besten notieren Sie sich das einige Tage lang auf.
2. Schritt – Raus mit dem Fernseher. Mit Fernseher auf eine Informationsdiät gehen zu wollen, „ist wie eine Diät mit gleichzeitigem Lieferabo beim Pizza-Service“, sagt Johnson. Ohne Fernseher schlagen Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie bekommen weniger Werbung um die Ohren und es senkt die gefährliche Neigung zum „Sofa-Surfen“.
3. Schritt – Passen Sie Ihre Konsumgewohnheiten an. Jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Sicher haben Sie den Slogan „esst regionale Produkte“ schon gehört; das gleiche gilt auch für den Medienkonsum. Zuerst kommen die Dinge, die Ihnen am nächsten sind: Familie und Freunde, dann regionale und berufliche Communities, dann international – Sie wissen, was gemeint ist.
4. Schritt – Ein paar Einstellungen an Ihrem Computer. Versuchen Sie, so viel wie möglich zu eliminieren: Überflüssige Newsletter, Benachrichtigungen von Facebook oder Twitter, Desktop-Meldungen (z.B. Outlook), Pop-ups…werfen Sie Ballast ab. Gewinnen Sie wieder die Oberhand in Sachen Konzentration am Computer. Brauchen Sie dabei Hilfe? Johnson hat hierzu eine sehr hilfreiche Liste mit Tools und Tipps zusammengestellt.
5. Schritt – Keine Informationen, die Ihre Großeltern nicht verstehen würden. Vermeiden Sie hochaufbereitetes Zeug und gehen Sie direkt zur Quelle. Finger weg von Artikeln und Blogs ohne Quellenangaben.
Wir hoffen, diese Schritte helfen Ihnen beim Erreichen Ihrer Infodiät-Ziele.